Weil ich meine Tage selbst formen kann, lande ich immer wieder in neuen Ideenräumen und entdecke Themen, die mich inspirieren und irgendwie auch lebendig halten. Und je mehr ich mich damit beschäftige, desto klarer wird mir, wie viele Menschen ihre wertvollsten Stunden im Arbeitsmodus lassen und später zu müde sind, um überhaupt noch neugierig zu sein. Genau dort beginnt für mich die wahre Kostbarkeit freier Zeit.
In den letzten Tagen bin ich zum wiederholten Male auf ein Thema gestoßen, das mich erneut neugierig gemacht hat und gleichzeitig dieses vertraute Gefühl ausgelöst hat, dass die Natur im Grunde alles längst verstanden hat, während wir Menschen manchmal meilenweit an ihr vorbeileben.
Es geht um die Gemmotherapie, und vielleicht hast du den Begriff schon einmal gehört, doch wirkliche Klarheit entsteht oft erst, wenn man sich ein paar Minuten Zeit nimmt und tiefer eintaucht. Genau das habe ich getan, und es hat mich ehrlich gesagt mehr beeindruckt, als ich erwartet hätte.
Gemmotherapie arbeitet nicht mit der ausgewachsenen Pflanze, sondern mit ihrem jüngsten, vitalsten Stadium. Es geht um die Knospe, diesen kleinen Moment reiner Möglichkeit, in dem alles noch weich ist, voller Wachstumsschub, voller Vorwärtsenergie.
Die Knospe trägt die gesamte Blaupause der Pflanze in sich – nicht nur das, was sie bereits ist, sondern das, was sie werden kann. Und schon dieser Gedanke allein hat etwas Berührendes, wenn man sich bewusst macht, wie viel Potenzial in so einem unscheinbaren Organ steckt.
Die frischen Knospen enthalten eine Fülle an Wachstums- und Regenerationsfaktoren, die in der erwachsenen Pflanze in dieser Form nicht mehr vorkommen. Man könnte sagen, sie sind wie kleine biologische Impulse, die dem Körper mitteilen:
„Hier geht es um Aufbau, hier geht es um Reparatur, hier geht es um Erneuerung.“
Und genau damit erklärt sich auch, warum die Gemmotherapie so oft in der Regeneration eingesetzt wird. Sie greift nicht irgendwo äußerlich an, sondern erinnert den Körper an Prozesse, die er eigentlich kennt, aber manchmal aus dem Fokus verloren hat.
Ich mag diesen Gedanken sehr, weil er mich an meine eigenen Reisen erinnert, auf denen ich oft das Gefühl habe, dass wir uns selbst wie eine Art innere Knospe sehen sollten.
Egal, wo ich gerade unterwegs bin, ob in einem fremden Land, nach einem intensiven Training oder mitten in einer Lebensphase, die alles einmal durchschüttelt – es gibt immer diesen Punkt, an dem eine neue Energie in mir auftaucht, die leise sagt: „Weiter geht’s.“
Und genau das steckt auch in diesen Pflanzenknospen. Ein natürlicher Anschubser, der nicht drückt, sondern unterstützt. Ein Angebot, kein Druck.
Vielleicht fasziniert mich das Ganze deshalb so sehr, weil ich den Gedanken liebe, dass Heilung oft in diesem frühen, sensiblen Stadium beginnt, das wir im Alltag gern übersehen.
Die Natur ist da weniger kompliziert als wir.
Sie zeigt uns in jeder Knospe, dass lebendige Entwicklung immer möglich ist, und die Gemmotherapie nutzt genau diese Kraft auf eine Weise, die gleichzeitig einfach und tief beeindruckend ist.
Es ist 21.29 Uhr, der 14.11.25
Ich hocke in meiner Villa Kunterbunt, irgendwo zwischen Pacifico Beach und Burgos.
Ich bin im Trockenen, draußen jagt der Wind die schweren Regentropfen vom Meer direkt gegen das Mückengitter am offenen Fenster, und trotzdem wirkt alles harmonisch, denn die Wellen bestimmen, nach wie vor, den Rhythmus dieses perfekten Naturorchesters.