Ein Mensch sein, ist doch nicht so schlecht...

Lautes Grunzen am Äquator des Pazifiks 

Ich spaziere die Promenade von Puerto Baquerizo Moreno entlang, mit der sanften Brise des Pazifiks im Gesicht und Sand unter den Flip Flops. Der Mond steht schon etwas länger am Firmament, Palmen wiegen sich in Zeitlupe, als wollten sie mir zuwinken. Alles wirkt träge und gemütlich.

Und dann höre ich es. Ein Geräusch, als hätte ein Rudel kranker Schafe beschlossen, sich in einem Chor zu versuchen. Ein Grunzen und Röcheln, das fast schon ein bisschen weh tut im Ohr. Ich bleibe stehen, drehe mich zur Küste. Und da liegen sie.

Direkt zwischen Cafés, Hostels und einem Restaurant breitet sich eine sandige Bucht aus – bewohnt von einer Armee aus Seelöwen. Es sind Hunderte. Sie liegen dort wie hingegossen, ein Meer aus Fell und Fett und blinzelnden Schnurrhaaren. Einige schnarchen, andere dösen. Und wieder andere – meine Güte – führen sich auf wie betrunkene Pudel.

Ich sehe, wie sich gleich mehrere an verschiedenen Stellen, rücksichtslos über die anderen schieben. Nicht drum herum, nein, darüber hinweg. 

Über Rücken, Bäuche, sogar über Gesichter und Augen. Da wird gerobbt, gedrängt, geschubst, gerülpst – ohne jegliches Feingefühl. Einer hebt kurz den Kopf, schaut beleidigt, seufzt tief und lässt ihn wieder fallen. Andere aber geraten in Streitereien. Giften sich an, beißen und fauchen wild um sich.

Großes Kino und besser wie die Lindenstraße in jedem Fall. Ich bleibe kleben mit meinen Augen, beinah gleichzeitig an so vielen Schauplätzen. 

Und doch – in diesem Moment bin ich wahnsinnig froh, ein Mensch geworden zu sein. Nicht, weil wir nur zwei Beine haben und ein ziemlich großes Gehirn – eher, weil ich mir nicht vorstellen mag, jemandem seine Schweißfüße in meinem Gesicht als Laufsteg über mich ergeben lassen zu müssen.

Ich laufe weiter. Der Mond wirkt heller. Mein Blick bleibt bei einem kleinen Stand mit schmelzendem Softeis hängen. Vanille und Schoki. Ein Dollar und 25 Cent. Ich kaufe mir eins, lehne mich ans Geländer und schaue noch einmal zu der tierischen Strand-WG.

Sie grunzen immer noch. Aber jetzt klingt’s fast ein bisschen wie Lachen. Und ich lache mit. Leise. Mit Softeis im Gesicht.

Puerto Baquerizo Moreno, San Cristobal- der 8.4.25 - gegen 21.22 Uhr

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